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 Sena                                               

Dieses Buch gehört in jeden Haushalt!

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10/15/2013

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Das Netz

von Jana Schulz

 

Ich sah ihn an. Er war so klein, so hilflos. Verzweifelt kämpfte er um sein Leben. Doch er hatte keine Chance. Ich lachte. Noch immer zappelte er, versuchte sich zu befreien. Noch immer zappelte er, versuchte, sich zu befreien. Er hatte keine Chance. Für einen Moment hielt er inne. Sah mich an. Ich sah so etwas wie Hoffnung in seinen Augen. Er zappelte erneut. Sprang über den Boden, versuchte, mir zu entkommen. Vergeblich. Ich packte ihn, lachend warf ich ihn in diesen Kerker, in dem er sterben würde. Zappelnd sprang er über das Eis, versuchte, der Kälte zu entkommen. Der alles beendenden Kälte. Doch er schaffte es nicht. Es gab kein Entkommen. Ich warf die Tür zu. Laut knallend donnerte sie ins Schloss.  Dieser Kampf, den jeder von ihnen bestritt, bevor ich es beendete… begriff keiner von ihnen, wie aussichtlos er war?

Ich ging zurück ins Warme. In meiner kleinen Kabine stand eine Thermoskanne mit Kaffee. Ich setzte mich, schmiss das Radio an. Sie spielten heute Mal wieder nur Country. Ich sang manche Songs mit, ich kannte die Texte alle auswendig. Sie spielten diese Klassiker fast jeden Tag. Unter anderen Umständen hätte ich vermutlich umgeschaltet, doch dies war der einzige Sender den ich so weit draußen auf See noch empfangen konnte. Es waren schwere Zeiten. Es gab nur noch Fisch hier draußen in den Gewässern vor Alaska. Die Hochseefischerei hatte alles zerstört. Ich nahm einen Schluck Kaffee. Er war heiß und ich verbrühte mir die Zunge und den ganzen Gaumen und Hals. Das rote Lämpchen leuchtete erneut. Ich hatte ein neues Opfer. Ich stand auf und ging hinaus. Ich rieb mir die Hände und mein Atem bildete eine kleine Wolke, so kalt war es. Ich zog die dicken Arbeitshandschuhe an und blickte hinab auf mein nächstes Opfer.

Auch er sah mich an. Ängstlich, panisch, versuchte er mir zu entkommen. Er hatte keine Chance. Keiner von ihnen hatte eine Chance gehabt. Ich befreite ihn, doch nicht, um seine Leben zu retten. Er schien das zu wissen, denn er versuchte, mir zu entkommen. Er sprang über den Boden, wollte zurück in die so nahe liegende Freiheit. Dieses kleine Wesen kämpfte um sein Leben. So wie die vielen kleinen Wesen vor ihm. Diese Ausdauer faszinierte mich jedes Mal. Immer wieder. Selbst in den aussichtslosesten Situationen versuchten sie, sich zu befreien.

Wie sagt man, die Hoffnung stirbt zuletzt?

Ich befreite ihn aus seiner schwierigen Lage, so wie ich alle befreite, jeden Tag. Auch er versuchte, sich zu befreien. Ich packte ihn, entschlossen sah ich ihn an. Er sah mir in die Augen. Er war starr vor Angst. Ohne zu zögern, warf ich das kleine zappelnde Ding in die Kühlkammer und schmiss die Tür zu. Dann warf ich das Netz erneut aus. Heute war ein guter Tag. Vielleicht würde ich noch mehr fangen. Noch mehr dieser kleinen Tiere, die hier ihr Ende fanden. Noch mehr kleine Fische, die alle keine Chance hatten. Keine Chance zu entkommen. Sie alle hatten nie eine Chance gehabt. Keine Chance zu entkommen. Sie waren mir ins Netz gegangen.

Das dachte ich, während ich das Netz erneut auswarf.